Hallenhäuser in Görlitz


Die Görlitzer Hallenhäuser

entstanden vor dem Hintergrund entscheidender, wirtschaftlicher Veränderungen in der Zeit um 1500. Das im Fernhandel privilegierte Görlitz war ungeheuer reich und seine Bürgerschaft hatte einen hohen kulturellen Anspruch. In Kombination mit einer zu dieser Zeit sehr weit gereiften Bautechnik entstanden in Görlitz Handelshöfe von höchstem künstlerischen Anspruch.

Die Kaufmannsburg Frenzelhof

Erbaut im 15. Jahrhundert ist der Frenzelhof eines der ältesten Hallenhäuser in Görlitz. Johann Wolfgang von Goethe weilte einst in der Stadt und war von den Häusern der Tuchhändler derart fasziniert, dass er sie die „Kaufmannsburgen von Görlitz” nannte. Gelegen an der großen europäischen Handelsstraße „Via Regia” zählte dieses Hallenhaus zu seiner Zeit zu einem der wichtigsten hiesigen Handelshöfe. Heute bietet es seinen Gästen Einblick in die Geschichte des mittelalterlichen Görlitz. Wir haben für Sie einen Überblick über die Geschichte dieses faszinierenden Görlitzer Hallenhauses zusammengestellt.
Das Interesse an dem speziellen Görlitzer Haustyps, des Hallenhauses, beginnt sich im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert zu entwickeln. Deutschlandweit erscheinen unterschiedlich umfangreiche Arbeiten zur Architekturgeschichte im Allgemeinen und auch zu Bürgerhäusern im Besonderen. Das Verzeichnis der Kunstdenkmäler der Provinz Schlesien trägt 1886-1903 zum ersten Mal für diesen Landesteil Denkmäler zusammen. Die früheste intensivere Beschäftigung mit bürgerlichen Gebäuden liefert 1921 Dr. Ludwig Burgemeister im ersten Heft der Reihe Das Bürgerhaus im Deutschen Reich und in seinen Grenzgebieten, die vom Verband Deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine, später von der Deutschen Gesellschaft für Bauwesen e.V., publiziert wird. Bei Burgemeister tauchen zum ersten Mal Grundrisse von Gebäuden im Allgemeinen und speziell auch der Stadt Görlitz auf.
„ Stark abweichend von den besprochenen Beispielen aus Städten des eigentlichen Schlesien, …, sind die Bildungen in Görlitz, das, früher nicht zu Schlesien gehörig, sich selbstständig entfaltete.“
Was bei Lutsch noch Aufzählung und kurze Beschreibung von Gebäuden ist, entwickelt sich nun zu intensiveren Beschäftigung mit einzelnen Häusern und deren bürgerlichen Ursprung. Grob gegliedert in die für ihn beiden wichtigsten Epochen Renaissance und Barock führt er immerhin allein für Görlitz 16 Objekte auf und illustriert sie großen Teils auch mit Grundrissen.
Intensiver wird die Beschäftigung mit der Baugeschichte bürgerlicher Gebäude nach dem II. Weltkrieg. 1959 beginnend erscheint im Wasmuth-Verlag Thübingen unter dem Titel „Das deutsche Bürgerhaus“ eine ganze Reihe von Arbeiten zu diesem Thema, 1966 u.a. „Das Bürgerhaus in Schlesien“ von Rudolf Stein, gestützt auf die Arbeit von Burgemeister 45 Jahre zuvor.
Aber auch innerhalb der Stadt Görlitz wird das Interesse größer. Bereits 1959 dokumentiert eine Ausstellung „10 Jahre Denkmalpflege“ in Görlitz. Die damals entstandenen studentischen Aufmaße der TH in Dresden, die im Wesentlichen unter der Leitung von Dr. Klemm entstanden, sind auch heute noch Grundlage der Planungen. Es folgen eine Reihe von detaillierteren Auseinandersetzungen mit den Görlitzer Bürgerhäusern. Stellvertretend sei hier das ungebrochene, Widerständen trotzende Engagement von Prof. Lemper erwähnt. Nach vielen anderen Publikationen erscheinen von ihm 1984 und 1986 zwei Hefte zu Denkmalen der Stadt. Bereits 1972 gab es im Rahmen der Schriftenreihe des Ratsarchives der Stadt Görlitz eine Arbeit von Frank-Dietrich Jacob, der sich mit der bürgerlichen Hausanlage der Spätgotik und der Frührenaissance in Görlitz auseinandersetzt. Immer findet auch das Haus Untermarkt 5 Erwähnung. Die umfangreichste Auseinandersetzung mit diesem Haus findet sich in einer Arbeit von Heinrich Magirius zur 17. Jahrestagung des Arbeitskreises für Haus- und Siedlungsforschung, 1976.
Ausgehend von dieser Arbeit soll im Folgenden die Hausgeschichte des Objektes Untermarkt 5 bearbeitet und detailliert. Nach den Sanierungsarbeiten in den 60er und 70er Jahren des 20. Jahrhunderts hat es eine Reihe weiterer Untersuchungen gegeben, die die bisherigen Erkenntnisse zum Gebäude erweitern und auch hinterfragen. Dazu gehören die Arbeiten zur Bemalung der „Schatzkammer“ von Inga Arnold (1982) und Angelica Dülberg (2001) wie auch die recht umfangreiche Veröffentlichung „Görlitzer Hallenhäuser“ von Christoph Uricher (2003).
Im Folgenden sollen alle Datierungen und zeitlichen Zuordnungen von Magirius in eine Zeittafel eingeordnet werden, um Abhängigkeiten und Zusammenhänge deutlicher zu erkennen. Parallel dazu sollen diese auch grafisch dargestellt werden. Auf dieser Grundlage ist die Detaillierung der einzelnen Bauabläufe beabsichtigt.
In der Liste der nachweisbaren Eigentümer des Grundstückes Untermarkt 5 finden sich 6 Einträge. Bereits der für das Jahr 1400 registrierte Vincent Heller gehörte, wie auch seine Familie, zu den einflussreichen Patriziern der Stadt. Er und seine Familie verfügten in und um Görlitz über umfangreiches Eigentum. Entsprechend dokumentiert das Archiv der Stadt eine Reihe von Informationen, die deren Bedeutung unterstreicht. Vinzenz Heller selbst arbeitet u.a. im Auftrag des Rates und wird in seiner Tätigkeit als Schöppe erwähnt. Ihm folgen eine Reihe von Kaufleuten wie Nicolaus Marienam, Johannes Marienam, Hans Bottener und Caspar Tilike, die alle auch als Ratsherren oder gar Bürgermeister in Erscheinung treten. Angesichts des Status der Eigentümer in der Stadt, der Funktion als Brauhof, der zentralen Lage des Grundstückes und der schon frühen Erwähnung von Lauben an dieser Stelle ist sicher von vergleichsweise umfangreicher Bebauung an dieser Stelle auszugehen.
Mit sehr großer Wahrscheinlichkeit bestand die Bebauung des untermarktseitigen, also nördlichen Teiles des Hauses zu dieser Zeit noch aus Fachwerk. Da es keinerlei nachvollziehbare Beschreibung aus dieser Zeit gibt, ist die Höhe dieses Teiles des Hauses nur zu vermuten. Angesichts der Bedeutung des Grundstückes und der oben angeführten Eigentümer lässt sich ein analoger Gebäudequerschnitt wie der des späteren Frenzel´schen Hauses denken.
Für die Bauphase um 1500 gibt es eine Reihe von historischen Bezügen, die sich mit dem Namen Hans Frenzel verbinden. Nach seiner Ausbildung in Görlitz und Posen arbeitete er 10 Jahre bei seinem Oheim Peter Frenzel als Handelsdiener. 1493 heiratete er die Tochter des Kaufmanns Caspar Tilicke und baute in der Folge einen eigenen Handel auf. Nach dem Tod seines Schwiegervaters 1499 übernahm er das Haus Untermarkt 5 in einem nach Jecht baufälligen Zustand und baute es mit dem Kostenaufwand von 1100 ungarischen Gulden neu auf. Da das Haus vom Stadtbrand 1525 im Wesentlichen verschont wurde, haben sich viele bauliche Veränderungen aus dieser Zeit erhalten. Die Fassadenzeichnung aus dem Jahr 1790 dokumentiert noch den gotischen Zustand der Fassade im Vergleich zu den im 16. Jahrhundert veränderten Nachbargebäuden.
Frenzel findet bei der Übernahme des Gebäudes 1499 eine zweigeschossiges, giebelständiges Vorderhaus als Wohnbereich vor. Seinen Veränderungen unmittelbar nach der Übernahme wäre die steinerne Fassade, eine anteilig massivere Gestaltung im Inneren und ein ggf. neugestaltetes Dachgeschoss zuzuordnen. Wenn auch die grundsätzliche Giebelform des Vorgängerbaus übernommen wird, ist eine Vergrößerung der Kubatur nicht auszuschließen.
Auch das Spitzbogenportal, inkl. seinen hervorgehobenen Basen jeder Stäbung, als Hauptzugang zum Gebäude aus Richtung Untermarkt lässt sich dieser Veränderungszeit zuordnen. Zeitähnliche Vergleichsbeispiele gibt es in Pirna, Meißen, Marienberg und Annaberg-Buchholz in der näheren Umgebung, auch im Zusammenhang mit den in Görlitz tätigen Baumeistern. Eine unmittelbare gestalterische Parallele zur Verwendung solcher Basen für Stäbung gibt es in Görlitz nur an den gotischen Fenstern des Hauses Nikolaistraße 14 und am Portal zum Raum 8 (Standesamt) im ersten Obergeschoss des Rathauses.
Eine zweite Bauphase soll im Wesentlichen mit der Bemalung des Gewölberaumes 209 („Schatzkammer“) terminiert werden. Nahezu einheitlich gehen alle Untersuchungen von einer Ausmalung um 1512-15 aus. Inga Arnold geht in Ihrer Diplomarbeit auf der Grundlage ihrer Überlegungen zu Raumzusammenhängen, der stilistischen Einordnung des Vorhangbogenfensters und der in diesem Zeitraum in Görlitz aktiven und für Frenzel arbeitenden Baumeistern von dem Jahr 1512 als Entstehungszeit der Bemalung aus. Lemper geht in seiner Topographie der Stadt Görlitz von 1515 aus. Birgit Kühn erwähnt die Bemalungen als 1510 entstanden. Uricher wiederholt in seinen „Görlitzer Hallenhäusern“ die Arnoldsche Datierung 1512-15.
Entsprechend der Literatur zur Bemalung der „Schatzkammer“ schließt sich die Datierung der der Fertigstellung der Annenkapelle (1508-12) an.
Hans Frenzel hatte sich in den zurückliegenden Jahren seit der Übernahme des Gebäudes Untermarkt 5 und den ersten Baumaßnahmen um 1500 zu einem der bedeutenden Kaufleute in der Stadt etabliert. Nachdem ihm das Erbe nach dem Tod seines Schwiegervaters Caspar Tilicke die Herrschaft über das Dorf Friedersdorf und einen Teil des Dorfes Girbigsdorf einbrachte, hat er sein diesbezügliches Eigentum beträchtlich erweitert. 1504 erwarb er Königshain und einen Teil von Markersdorf, 1905 das Gut Kunnersdorf, 1511 Langenau. Gut denkbar, dass bei Frenzel auf dieser komfortablen wirtschaftlichen Grundlage und nach der Fertigstellung der Annenkapelle der Wunsch entstand, auch in seinem eigenen Haus Veränderungen vorzunehmen. Es stellt sich also die Frage nach den baulichen Aktivitäten Frenzels am Gebäude Untermarkt 5 bis zu seinem Tod 1526. Zudem mag ihn die Geburt seines ersten Sohnes 1512, nach 18-jähriger Ehe, und dessen Tod im gleichen Jahr zu mehr religiöser Aktivität herausgefordert haben. Interessant aber, dass Frenzel in seiner eigenen Lebensbeschreibung trotz detaillierter Angaben zum Aufwand des Baus Untermarkt 5 um 1500 und der Annenkapelle zehn Jahre später, keine weiteren baulichen Aufwendungen am eigenen Gebäude erwähnt. Öffentlich wahrnehmbare Stiftungen finden deutlich größere Beachtung in seiner persönlichen Außendarstellung. Offensichtlich erschienen ihm bauliche Erweiterungen an seinem eigenen Haus als Normalität.
Möglich, dass sich die Bemalung der „Schatzkammer“ mit dieser Zeit verbindet, eine genauere Betrachtung soll hier aber noch verschoben werden. Wichtiger erscheint zunächst aber die weitere Entwicklung des Gebäudes zum „Hallenhaus“, zu dem es in Görlitz sehr wahrscheinlich schon Parallelen gab. Angesichts der 1508 in Görlitz grassierenden Pest und den unmittelbar im Anschluss stattfindenden Bauarbeiten an der Annenkapelle, die sicher Frenzels ungeteilte Aufmerksamkeit erforderte, erscheint das Jahr 1512 als frühester Zeitpunkt für eine Hauserweiterung Untermarkt 5. Während die gotischen Elemente unter den Lauben (Spitzbogenportal - B11, Fenstergewände - B12) und das Schulterbogenportal des Kellerzuganges (B16) im Raumteil 106 der erdgeschossigen Halle bereits zeitlich eingeordnet wurden, steht eine Zuordnung der Maßwerkbrüstung (B13), der profilierten Gewände zum und im Raum 216 (B22, B23, B24) und das Fenster in der Ebene der Galerie 415b (B40) noch aus.
Zeitlich begrenzt ist die Aktivität Frenzels an seinem Haus Untermarkt 5 natürlich durch seinen Tod im Jahr 1526, eingeschränkt aber auch schon durch andere Ereignisse in Görlitz in den zwanziger Jahren des 16. Jahrhunderts. Zum Einen mag die Pest, die zwischen Juli und Dezember 1521 in Görlitz ca. 2000 Todesopfer forderte, bei dieser zeitlichen Eingrenzung eine Rolle spielen. Eine andere Zäsur stellt der Stadtbrand im Juni 1525 dar, der mehr als 180 Häuser in der Stadt vernichtete, u.a. die „Läuben“ der Südseite des Untermarktes. Dazu kommt die sich seit 1521 in Görlitz anbahnende Reformationsentscheidung mit allen damit verbundenen Unruhen und nicht zuletzt die sich aufbauenden Spannungen zwischen Tuchmachern und dem Rat, die 1527 im Tuchmacheraufstand mündeten.
Die Baumaßnahmen nach den Bränden 1525 und 1530 waren deutlich weniger umfangreich als die der beiden Frenzelschen Phasen um 1500 und um 1520. Sie beschränkten sich aber nicht nur auf die notwendigen Reparaturen. Die Witwe Frenzels, Anna Frenzel, legte offensichtlich den Schwerpunkt auf die endgültige Ausmalung der „Schatzkammer“. Hoche beschreibt sie entsprechend der Quellen als sehr fromm und zählt eine Reihe von Stiftungen und Legate auf. Gut möglich, dass sie auch im väterlichen Haus noch ein religiöses Zeichen hinterlassen wollte.
Wichtig erscheint die räumliche Erweiterung im Bereich des Durchganges (110/210) und die damit verbundene Unterkellerung (008/009). Mit der Ergänzung des Raumes südlich der „Schatzkammer“ (209) verbindet sich auch die endgültige, im Wesentlichen noch heute erlebbare Ausmalung. Eine weiter Erhöhung dieses Hausbereiches (senkrechte Achse D) erscheint nicht als zwingend. Das Gewölbe des darunter liegenden Raumes 210 verändert sich in barocker Zeit noch einmal. Möglicherweise kommt erst dann die Ergänzung um das nächste Geschoss.
Zu der südlich des Hauptgebäudes befindlichen Hinterhausbebauung gibt es keiner gesicherten Befund. Das 1976 entdeckte südliche Türgewände im Raum 416 deutet auf dreigeschossige Hinterhausbebauung während einer der beiden Frenzelschen Bauphasen hin. Inwieweit die Hinterhäuser von den Bränden betroffen waren, ist nicht dokumentiert.
Auch die verfügbaren Stadtansichten geben über die Hofbebauung keine verlässliche Auskunft. Am genauesten scheint die Zeichnung von Daniel Petzold aus dem Jahr 1714. Sie reagiert zumindest auf die baulichen Veränderungen der Renaissance an Schönhof und Untermarkt 4 und zeigt den Frenzelhof dazwischen als giebelständiges Gebäude. Unmittelbar darunter ist entlang der Bäckerstraße geschlossene Bebauung zu erkennen.
Die der letzten, oben beschriebenen baulichen Veränderung folgende Zeit ist von einer Reihe geschichtlicher Ereignisse geprägt, die die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt Görlitz deutlich beeinflussten. Dazu gehört noch in der Mitte des 16. Jahrhunderts der Pönfall. Der Aufforderung König Ferdinands an die Oberlausitzer Städte, ihn im Kampf gegen den protestantischen Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen zu unterstützen und die folgenden Auseinandersetzungen mit dem König hinterließen wirtschaftliche Spuren. Ferdinand entzog den Oberlausitzer Städten ihre Privilegien, all ihr Kriegsmaterial, alle Stadt-, Land- und Lehngüter und erhob zusätzlich ein Biergeld und ein Strafgeld von 100.000 Reichsgulden ihre Kirchengüter betreffend. Die Rückgabe der Privilegien zog sich bis ins Jahr 1559.
Eine wesentliche Zäsur stellt auch der 30-jährige Krieg dar. In den ersten Jahren der deutschlandweiten Auseinandersetzungen blieb die Stadt noch von Kriegszügen verschont, war aber zwischen 1623 und 1627 von einer Hungersnot betroffen. 1627 zogen Wallensteins Truppen durch die Oberlausitz. Es folgen Einquartierungen und Durchmärsche von verschiedenen Armeen und entsprechende wirtschaftliche Belastungen. 1632 folgt die Pest, welche mehr als 5000 Opfer forderte. Nach weiteren Auseinandersetzungen folgt 1637 die Übernahme der Oberlausitz durch den sächsischen Kurfürsten Johann Georg. Der Krieg war damit noch nicht zu Ende. Es folgen weiter Kämpfe und Belagerungen, u.a. der Schweden, ab 1639 bis 1641.
Dem schließen sich der verheerende Stadtbrand 1692, der große Teile der Stadt zerstörte, und bereits 1706/07 die nächsten Belastungen durch den Kämpfe zwischen Sachsen und Schweden an. Auch der Kampf der Österreicher mit den Preußen hinterließ in der Stadt Spuren. 1746 erst nur durch Einquartierungen der preußischen Armee und ab 1756 durch den Siebenjährigen Krieg.
Die kurze geschichtliche Zusammenfassung dieser Jahre verdeutlicht die schlechten Voraussetzungen für eine gute wirtschaftliche Entwicklung der Stadt. Wie als Spiegel dessen zeigt die auch die Aufzählung der vielen in diesen Jahren wechselnden Eigentümer des Gebäudes Untermarkt 5.
Eigentümerliste

Joachim Frenzel, 1515 geborenen Sohn von Hans Frenzel, übernahm 1529 das Objekt Untermarkt 5. Seinen Lebensmittelpunkt verlagerte er aber eher nach Königshain, in den ursprünglich väterlichen Besitz und ließ dort bereits 1540 das Renaissanceschloss errichten. Auch fällt er nicht durch Kaufmannsgeschäfte auf. In seine Lebenszeit fällt auch der „Pönfall“ im Jahr 1547, der die wirtschaftliche Situation vieler Bürger der Stadt veränderte. Nur neun Jahre später bekommt er den 1547 als Lehen erklärten Landbesitz durch König Ferdinand I. als erbliches Eigentum zurück. Nach seinem Tod 1565 teilt sich das Familienerbe in der Familie Frenzel. Sein Sohn wird u.a. Eigentümer des Hauses Untermarkt 5, lebt aber selbst nur noch bis 1571. Ihm folgt der Ehemann seiner Schwester Corona, Adam Rehdiger. Rehdiger selbst entstammte einem Breslauer Patriziergeschlecht und verkaufte 1567 das Erbe seiner Frau (die Güter Lissa und Zodel) an den Görlitzer Rat, das Haus Untermarkt 5 schon 15 Jahre vor seinem Tod an den Sensenschmied Wolfgang Gneus. Hoche beschreibt auf der Grundlage der Quellen des Ratarchives eine Reihe Immobiliengeschäfte, die sich mit diesem Namen verbinden. Offensichtlich sind auch mit ihm, trotz seiner in den Akten dokumentierten Anerkennung in der Stadt, keine auffälligen baulichen Veränderungen am Haus Untermarkt 5 zu verbinden. Erst mit dem folgenden Eigentümer, Joachim Schmidt, kommt das Objekt wieder in den Besitz einer Görlitzer Kaufmannsfamilie. Schmidt kauft den Frenzelhof 1595 von der Witwe des Wolfgang Gneus für 2600 Mark, veräußert es aber bereits 1611 an den damals 55 Jahre alten Schuhmacher Georg Mücke. Seine dritte Frau Anna, Tochter des damaligen Gymnasialdirektor L. Ludovicus, übernimmt 1627 das Erbe ihres Mannes und heiratet in die Görlitzer Gelehrten- und Braubürgerfamilie Schäffer, die bereits in der zweiten Ehe ihres ersten Mannes eine Rolle spielte. Schon 1641 aber, nach dem Tod ihres zweiten Mannes, verkauft die Witwe das Haus an den Ratsherren Georg Cüchler (Küchler) und übereignet ihm nach ihrem Tod, drei Jahre später, in ihrem Testament weitere Vermögenswerte. Auch Küchler ist kein Kaufmann. Er war schon vor dem Kauf Mitglied des Rates, 1641 dann des Schöppenkollegiums und zwei Jahre danach Stadtrichter. Seine Erben veräußern das Objekt Untermarkt 5 nach dessen Tod 1646 an Johann Teißner, der von dem Rat der Stadt als Almosenverwalter berufen war und ein Jahr zuvor auch in die bereits oben erwähnte Familie Schäffer eingeheiratet hatte. Nach dem Ableben Teißners 1696 bleibt das Haus noch bis 1706 Eigentum der Erben. in diesem Jahr wechselt es in das Eigentum von Dr. med. Caspar Conrad Daum, Pfarrerssohn aus Sorau. Aber auch dieser Eigentumswechsel ist nicht ohne Familienbezug. Er heiratete genau in diesem Jahr die Enkeltocher Johann Teißners und Tochter des Dr. med. Johann Jakob Teißner und erwarb damit das Bürgerrecht in Görlitz. In wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten, wurde der Untermarkt 5 bereits 1736 aus einer Zwangsverwaltung heraus an den Akzisesteuereinnehmer Christian Ernst Cercovius verkauft, der bis zu seinem Tod 1758 allein und unverheiratet im Haus lebte. Von 1758 bis 1783 wurde sein Nachlass durch das Stadtgericht (Gerlachsche Verlassenschaftskasse) verwaltet. Im Bemühen um einen Verkauf entstand im Auftrag des Rates 1760 eine Baubeschreibung, welche, obwohl in nur kurzer Zeit erarbeitet, eine Zustand des Hauses zu dieser Zeit wiedergibt.
Baubeschreibung 1760

„ ... Der Giebel sei gemauert „nach Gotaischer Art“ in der untersten Abteilung des Giebels befanden sich „4 gedoppelte Fenster ohne Glas benebst 3 Statuen in Mannslänge: als das Bildniß Angeli Michaelis, B. Maria Virginis und S. Joh. Baptisten…“ Diese Plastiken existieren leider nicht mehr. Im Erdgeschoss des Hauses lag Pflasterboden. Es folgen Beschreibungen der verschiedenen Keller. „Forn heraus“ lag „12 Stuffen tieff ein Märtzenkeller“, Er diente also der Lagerung des sehr starken und beliebten Märzenbieres. Auch von meheren „Kuffengewölben“ ist die Rede, Räumen also, in denen Fässer gelagert worden. Im Hofbereich befand sich eine gemauerte Stätte mit einem Ziegeldache gedeckt in dem sich u.a. ein Waschkessel (Waschhaus) befand. Neben dem Waschhaus befand sich mit „guter Esse“ versehenes Brauhaus. Weiterhin lagen im Hofraum Räume mit einer Darre und einer gemauerte Malzbütte. Betrat man das Seitengebäude rechts vom Hofe aus fand man einen mit Ziegeldach gedeckten Abtritt. Betrat man das Hauptgebäude vom Untermarkt aus konnte man über man 12 Stufen den Saal vor der „Schenk Stube“ erreichen. Deren Fenster waren verglast. In ihr befand sich ein Ofen mit zugehörigem kupfernen Ofentopf. Links neben derem Vorsaale befand sich „das sogenannte Kirch Gewölbe. Es besaß ein offenes Fenster mit eisernen Gittern und Läden. Stieg man vom Vorsaale 15 hölzerne Stufen auf, erreichte man den Saal vor der Wohnstube in welchem sich auch ein steinerner Herd befand. Die Wohnstube verfügte über „gute Glasefenster mit Tafel Scheibe…(und) brauchbaren Ofen mit küpffernen Ofen Topffe“. Das Dach war mit Schindeln gedeckt. ...
Interessant an dieser Beschreibung aus dem Jahr 1760 sind mehrere Details. Allgemein beschreibt der Text von 1760 im Wesentlichen die 1790 zeichnerisch dokumentierte Fassade. Zu lesen ist von `3 Statuen in Manneslänge´ (Michaelis, Maria, Johannes). Auf der in der auf das 1790 datierten Zeichnung, die in der Literatur so häufig zitiert wird, sind sie noch zu erkennen. Im Bestand des Kulturhistorischen Museum der Stadt Görlitz finden sich auf die Jahre 1766 und 1800 datierte Zeichnungen, die diese Figuren darstellen. In seinem Fundbericht vom 16.3.1976 weist Horst Kranich auf die teilweise Entdeckung dieser Figuren hin. Teile der Sandsteinarbeiten waren im Fußboden der zentralen Halle (215) als Füllmaterial verbaut worden.
„Auff dem Saale vor der Schenck Stube linker Hand ist das sogenannte Kirch Gewölbe, welches 19 ell. lang 7 ell. breit, halb ein Kuffen und halb ein Creutz Gewölbe, darinnen 1. offen Fenster mit eisern Gegitter und schadhaften Laden. Vor diesen Gewölbe ist auswendig eine eiserne und inwendig eine höltzerne mit eisen Blech beschlagn Thüre mit guten Schlößern befindtl.“...
„So dann gehet eine höltzerne Treppe von 15. Stuffen auff den fürdern Saal vor der Wohn Stube, welcher 17 ell. lang, 16 ¾ ell. breit, auff welchem ein steinerner Heerd mit einer auff Krack Steine gesetzte Feuer Mauer, ingkl. Ziere mit Bretten vorschlagene Lämmerungen, benebst einen Licht fenster, so auffbogen Seiten mit Bretten vorschlagen befindtl.
Noch ein kleines Säalgen hinten aus 8 ell. lang 5 ½ ell. breit worauff 2. Licht fenster mit Creutz Gewölben.
Forne heraus die Wohn Stube 10 ¼ ell. lang 10 ¼ ell. breit, hat 2. gute Glase Fenster mit Tafeln Scheiben, 1. brauchbaren Ofen mit küpffernen Ofen Topff.
Die Stuben Cammer 10 ¼ ell. lang, 7 ½ ell. breit, mit gedoppelten Glase Fenster von Tafel Scheiben, zu dieser Cammer ist der Fußboden schadhafft und unten der Decke nach dem Schönhofe zu liegen die Balcken, an welchen die Köpffe abgefault, auff einen höltzernen Qweer Balcken. Von vorgedachten Saale kömmt man auff 14. böser höltzern Stuffen auff den Boden, welcher 35 ell. lang 58 ell. breit.“...
„Acht hültzerne Stuffen hoch vom Saale hinten aus ist eine Stube, darinnen 2. gute Glase Fenster mit Tafel Scheiben befindtl. desgl. 1. schadhafter Ofen mit dergl. Gieps Decke. Diese Stube ist 17 ell. lang, 6 ½ ell. breit. Vor den bevden Fenstern befinden sich 3. Eiserne Saarken, Blumen Töpffe darauff zu setzen. Daneben 1. Alt Kofen 8 ell. lang 8 ell. breit. aus diesen gehet man auff 14 hültzernen Stuffen auff 1 Boden, so 20 ell. lang 6 ½ ell. breit mit guten Estrich und Schlepp Dach versehen. Zu nechst vorgedachter Stube hinten aus befindet sich eine Zulage zu einer Stube, welche 15 ell. lang, und 12 ell. breit worinnen 5. angelegte Fenster zu sehen.“
Abschließend muss bemerkt werden, dass der Bauzustand des Gebäudes Untermarkt 5 in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts deutlich zu wünschen übrig ließ. Es gab in all den Jahren nach der Mitte des 16. Jahrhunderts wenige bauliche Veränderungen im Sinne der baulichen Entwicklung wie auch der Erhaltung des Hauses. Neben der Baubeschreibung aus dem Jahr 1760 gibt es in der Magistratsakte zu diesem Grundstück kurz zuvor noch einen längeren Schriftverkehr zu teilweise eingestürzten Hinterhausbereichen. Der schlechte Bauzustand betraf also nicht nur den vorderen Teil des Hauses, sondern das gesamte Grundstück.
Im Jahr 1783 erwarb Johanna Dorothea Großmann, seit 1760 die Frau des Kaufmanns Christian Gottlob Großmann, das Gebäude aus der Verwaltung der Gerlachschen Stiftung. Ihr Mann war Besitzer des gegenüber liegenden Hauses Untermarkt 12 und betrieb dort seit 1759 seine eigene Handlung. Offensichtlich diente das Haus Untermarkt 5 mehr als Wertanlage als dass es als Handels- oder Wohnhaus der Familie genutzt wurde. Ein Grund dafür mag der oben schon festgestellte Bauzustand sein. Bis zum Tod der Johanna Dorothea Großmann und der Eröffnung ihres Testamentes im Jahr 1814 sind keinerlei entscheidende Baumaßnahmen festzustellen. Lediglich wird in der Magistratsakte 1803 eine Überbauung des Kellereinganges genehmigt. 1814 erbt die Schwiegertochter von J. D. Großmann, Caroline Christiane Großmann geb. Hedluf, den Brauhof. Interessant erscheint auch die Betrachtung der Zeit rund um 1813, also der Kriegswirren der Napoleonischen Jahre. Für diesen Abschnitt in der Geschichte der Stadt gibt es umfangreiche und teilweise minutiöse Dokumentationen. Betrachtet man die in der Literatur erwähnten Einquartierungen, welche sich im Schwerpunkt natürliche auf bekannte Persönlichkeiten beziehen, taucht das Gebäude Untermarkt 5 nie auf. Auch das scheint ein Hinweis zu sein, dass das Haus nur bedingt bewohnbar war. Frau Großmann findet sich zwar im Zusammenhang mit den vom Rat an die eigenen Bürger erhobenen Forderungen, die Blücherschen Kontributionen betreffend, steht aber mit ihrer Zahlung eher im mittleren Bereich der Liste.
Bauliche Veränderungen zwischen 1813 und 1835
Angesichts des inzwischen über viele Jahre dokumentierten schlechten Bauzustandes im nördlichen Teil des Hauses sind in dieser Bauphase die letzten größeren Veränderungen einzuordnen. Geht man davon aus, dass in den Jahren nach der Baubeschreibung von 1760 keine großen Sicherungsmaßnahmen am Objekt durchgeführt wurden, ist inzwischen der gesamte nördliche Teil des Hauses von Verfall betroffen. Die Umbaumaßnahmen ziehen sich, wie heute noch erlebbar, durch alle Geschosse.
Die für das Haus grundlegenden Veränderungen, wie der Abbruch des Giebels, der Wechsel von der Giebel- zur Traufständigkeit, die Wölbungen der Lauben und des Erdgeschosses sind auf die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts zu datieren. Sie liegen zwischen 1813 und 1835. Folgt man dem leider nicht nachweisbaren Hinweis auf den Abbruch des Giebels im Jahr 1833, dann also erst am Ende dieses Zeitraumes. Fassade, Dach und Gewölbe sind dadurch nicht mehr dem Barock zuzuordnen, sondern folgen lediglich barocken Gestaltungsprinzipien, mit dem Ziel der räumlichen Erweiterung. Wie andere Gebäude zu dieser Zeit in Görlitz auch, verändert sich die Nutzung. Es ist nicht mehr die eine Familie, die als Eigentümer das Haus bewirtschaftet und bewohnt, sondern das Gebäude entwickelt sich mehr und mehr zum Mietshaus.
Der erste Schritt dieser Umbauten verbindet sich noch mit der Eigentümerschaft der Caroline Christiane Großmann, geb. Hedluf, die das Gebäude 1814 erbte. Leider ist diese Phase in den Bauakten der Stadt nicht dokumentiert. Grundsätzlich aber sind der Einbau der Gewölbe im Erdgeschoss, die Neugestaltung der Geschosse darüber, das Mansarddach und damit verbunden die Fassade baulich nicht zu trennen. Logisch erscheint in diesem Zusammenhang auch die Schaffung des Raumes 415a. Damit verbindet sich die Veränderung der Raumproportionen des Bereiches über der Treppe. Der bis dahin erlebbare Bogen der westlichen Wand der kleinen Halle (308) wird überbaut.
Weniger zwingend ist die Vervollständigung der Raumsituation im südlichen Teil des Hauses. Das Grabendach des nördlichen Teiles endet an der Nordwand der zentralen Halle (215). Es gibt keine konstruktive Beziehung zum hinteren Teil. Die sich heute präsentierende Raumgruppe 409/410 kann also auch erst später, ab der Neubert´schen Eigentümerschaft, entstanden sein. Die Bauakte gibt auch hier leider keine Auskunft.
1900-1945

Die baulichen Aktivitäten der Zeit zwischen 1900 und 1945 sind weniger umfangreich und beeinflussen kaum noch die bis dahin entwickelte Struktur des Hauses. Zu diesen Veränderungen gehört vor allem der Einbau einer für damalige Verhältnisse modernen Entwässerungsanlage mit separaten Toiletten im Haus. Diese Modernisierung folgt unmittelbar dem Bau des neuen Kanalnetzes der Stadt zwischen 1909 und 1913. Genutzt wird das Haus im Wesentlichen von der Familie Röder als Wohnhaus und für verschiedene Werkstätten.
1921 präsentierte Burgemeister in seiner Veröffentlichung „Das Bürgerhaus in Schlesien“ Grundrisszeichnungen des Gebäudes Untermarkt 5, auf denen spätere Darstellungen basieren. Immerhin beginnt sich das baugeschichtliche Interesse an den Auffälligkeiten des Görlitzer Hallenhauses zu entwickeln.
1920/21 erfolgte durch die staatliche Bauschule Görlitz eine Bauaufnahme, deren Ergebnisse in den Görlitzer Sammlungen für Geschichte und Kultur archiviert sind.
1925 entdeckte man die Bemalung der Schildwand der „Schatzkammer“ und legt sie teilweise frei. Den Stand der Freilegung dokumentiert ein Foto von Robert Scholz aus diesem Jahr. Die zehn Jahre später entstandene Fotografie von A. Jäschke zeigt bereits die ersten Verluste der Malerei.
1945-1990

Die Bemühungen zum Erhalt und um eine sinnvolle Nutzung des Hauses Untermarkt 5 (und des Nachbarhauses Untermarkt 4) dokumentiert am besten ein Anhang zu einem Entwurf einer Ratsvorlage aus dem Jahr 1968. Er zeigt das Bemühen um den Erhalt der Häuser Untermarkt 4 und 5, aber auch die Widerstände. Nach und nach beginnen die Sanierungsarbeiten. 1972 sind zumindest Fassade und Dach fertiggestellt und damit die Gebäude gesichert. Erst 1974 wird in beiden Gebäuden die Gaststätte „Goldener Baum“ eröffnet und damit die Sanierungen dieser Zeit im Wesentlichen abgeschlossen.
Da die Nachbargebäude Untermarkt 4 und 5 mit einem gemeinsamen Konzept bearbeitet werden, gibt es nach der Fertigstellung auch eine Reihe von räumlichen Bezügen zwischen den Häusern, die keine baugeschichtliche Bedeutung haben. Inzwischen sind die Gebäude wieder voneinander getrennt.
1982 erarbeitete Inga Arnold ihre oben bereits erwähnte Diplomarbeit an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg zum Thema der Ikonografie der „Schatzkammer“.

1990-2020

Im November 1991 endet die Nutzung des Gebäudes als Gaststätte und steht erst einmal leer. Parallel dazu wurde 1990-1992 die heute erlebbare Sanierung der Bemalungen, finanziert durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, von Frau Birgit Kühn durchgeführt. Vorab gab es verschiedene Untersuchungen, u.a. von Dr.-Ing. Klaus Ferstl aus Dresden, der sich mit dem Thermisch-hygrischen Verhalten der Schatzkammer im Haus Untermarkt 5 befasst und eine entsprechende Voruntersuchung, welche bei der Unteren Denkmalschutzbehörde der Stadt Görlitz archiviert ist, von Frau Kühne selbst.
Erst mit dem aktuellen Eigentümer begann, durchgeführt vom Ingenieur-Büro Eberhard Winter, die eigentliche Sanierung ab 1998 und es entstand das heute im Haus befindliche Hotel. Begleitend zu den Baumaßnahmen findet noch einmal eine umfangreiche Farbuntersuchung durch Restaurator Bernd Garte statt, die das ganze Haus erfasst.

PDF Download

Lesen Sie hier die ausführliche Arbeit zur baulichen Entwicklung des Hallenhauses Untermarkt 5 in Görlitz von Frank Vater. Hier finden Sie zahlreiche Quellenangaben, weitere Fotos und Grafiken.

Die Sanierung 1998

20 Jahre später - 2018

Hof-altHof-neu

Baufotos

Weitere Fotos der Sanierung finden Sie hier: https://frenzelhof.de/baufotos/

Ab hier auch Baustelle dieser Seite...
Demnächst hier:

Die Schatzkammer

Von der Zentralhalle betritt man einen der schönsten Räume der Stadt Görlitz, die sogenannte Schatzkammer, die ursprünglich als Privatkapelle des Hans Frenzel und seiner Familie diente. Mit eiserner Tür und feuersicheren Gewölben versehen, diente sie zudem als Tresor und Aufbewahrungsort wertvoller sakraler Gegenstände. Ein unbekannter Maler hat diesen Raum 1515 reich ausgemalt - mit den bedeutendsten Wandmalereien des ausgehenden Mittelalters, die sich in der Oberlausitz erhalten haben. Woher dieser Maler kam, weiß man nicht. Er kannte aber auf jeden Fall die Kunst Böhmens und hat wohl auch italienische Werke gesehen. Ein altes Netzgewölbe gibt den Blick frei auf einen himmlischen Garten: Vor dunklem Grün sind Blumen und farbenprächtige Kränze angeordnet. Unten umzieht den Raum eine gemalte Brüstungsmauer, über die aufwendige Teppiche aus dem Orient herabhängen. Tatsächliche Nischen für die Aufbewahrung von Gerätschaften wechseln mit gemalten Türchen und Wandschränken ab. Auf der Brüstung stehen Gefäße - Pokale, Schalen und Vasen aus Email, Silber, Glas und Gold, die den Reichtum und den Prunk des Haushaltes von Hans Frenzel dem Reichen vor Augen führen. Dazwischen liegen Früchte und tummeln sich Vögel als jubilierende Bewohner dieser Laube. Es sind Vögel, die um 1500 vor allem im Mittelmeerraum heimisch waren und so ebenfalls die weitreichenden Beziehungen des Hausherrn und seine Freude an exotischen Schätzen offenbaren. Ähnliche Hintergründe haben die Darstellungen am Bogen zum vorderen Raumteil. Dort ist zum einen der Riese Christopherus dargestellt, der nach der Legende die Reisenden über den reißenden Fluss trug - einmal auch das Christuskind - und so zum Schutzheiligen aller Menschen wurde, die unterwegs sind. Er begleitete die Reisenden und man glaubte, wer an einem Tag sein Bild erblickt, stirbt nicht unvorbereitet.

Die heiligen drei Könige

An der Stirnwand ist das große Bild der Anbetung der heiligen drei Könige zu sehen. Die drei Könige in aufwändigen Gewändern und mit Kronen geschmückt, bringen dem Christuskind ihre Geschenke. Sie nähern sich der Maria im leuchtend blauen Mantel. Hinter ihr steht Joseph. Da die drei weit gereisten Könige oder Magier im Mittelalter als die besonderen Schutzheiligen aller Reisenden und Händler galten, sind sie hier als die Schutzheiligen von Hans Frenzel und seines Geschäftes dargestellt. (Bild 5)

Der heilige Hieronymus

Mit Reisenden und Kaufleuten hat auch der hl. Hieronymus zu tun, der als rot gekleideter Kardinal in der Wüste mit einem Löwen gezeigt wird. Er hatte diesen Löwen von einem Dorn befreit und seither bewachte der den Heiligen. Als später diebische Händler in das Kloster des Heiligen eindrangen und sich des Schatzes bemächtigten, wurden sie vom Löwen verfolgt. Deshalb ist der hl. Hieronymus auch der Patron der ehrlichen Kaufleute.

Der heilige Onuphrius

Weniger mit dem Handel als mit dem Handelsgut hat der dritte wiedergegebene Heilige zu tun - sein Bild ist allerdings leider stark beschädigt. Es handelt sich um einen in der Wüste vor einem Felsen knieenden Mann. Es ist der hl. Onuphrius, der sich in totaler Askese in die Einöde zurückgezogen hat. Bei Verzicht auf Kleidung und Nahrung wurde er mit himmlischer Speise versorgt und auf seinem nackten Körper wuchs ein dichtes Fell, das ihn fleckenartig bedeckte. Dieser Umstand war der Grund dafür, weshalb ihn im Mittelalter die Weber und Tuchmacher zu ihrem Schutzheiligen auserkoren. Und Hans Frenzel tat gut daran, ihn hier als den Patron des wichtigsten Gewerbes seines Handelsimperiums unter seine eigenen Schutzheiligen einzureihen!

Anna und ihre Töchter

Einen mehr privaten Bezug zu Hans Frenzel zeigt das große Bild im vorderen Teil des Raumes, wo einst vor dem großen Vorhangbogenfenster der Altar stand. Dort ist die Heilige Sippe wiedergegeben, die legendarische Familie Christi. Nach einer mittelalterlichen Legende war Maria die Tochter Annas, die insgesamt drei Töchter hatte, die alle drei Maria hießen. Sie sind hier mit ihren Kindern dargestellt, die wiederum nach der Legende später Jünger von Christus wurden. In der Mitte erkennt man im blauen Mantel Maria, rechts neben ihr Anna, dazwischen das Christuskind. Seitlich sind die beiden anderen Marien zu sehen, im Hintergrund die Männer dieser Frauen und weitere Familienmitglieder. Zur Zeit Hans Frenzels war Anna eine der großen Modeheiligen. Ihr wurden wunderbare Kräfte zugesprochen. Sie galt als die wichtigste Schutzheilige für eine große Familie und abgeleitet davon auch als die große Erzmacherin, weswegen ihr Bergwerke und Bergstädte wie Annaberg in Sachsen geweiht wurden.

Die heilige Maria

Der wichtigsten Heiligen und der großen Tochter Annas, der Maria, ist dann schließlich die letzte Wand gewidmet. Dort ist Maria als Himmelskönigin mit dem Christuskind auf dem Arm dargestellt. Sie steht auf einer Mondsichel, dem Zeichen der Nacht, der dunklen Mächte, die sie überwunden hat. Und um sie leuchtet ein dichter Strahlenkranz, der sie im Verständnis des Mittelalters ausweist als die lichterfüllte Erscheinung der Hoffnung am Ende aller Zeiten. Hans Frenzel verehrte die hl. Anna deshalb ganz besonders, weil seine Ehe lange kinderlos geblieben war und er von ihr Hilfe erbat, damit seine Frau den ersehnten Nachfolger und Erben für die Familie, Geschäft und Reichtum gebären würde. Er stiftete der hl. Anna sogar die noch heute bestehende Annenkirche an der Steinstraße (a. R. heute Turnhall des Annen-Gymnasiums). Tatsächlich scheint seine Hoffnung nicht vergebens zu sein. Seine Frau wurde schwanger und gebar ihm noch mehrere Kinder, darunter der Sohn und Nachfolger Joachim, dessen Name abgeleitet ist vom Name des Mannes der hl. Anna. Text: Marius Winzeler, lic. phil, Kunsthistoriker Kulturhistorisches Museum Görlitz

Geschichte des Frenzelhof am Untermarkt 5

Der Frenzelhof ist eines der ältesten Hallenhäuser in Görlitz. An der großen europäischen Handelsstraße “via regia” gelegen, war das Haus eines der wichtigsten Handelshöfe in Görlitz. Außerdem beherbergte es noch einen Bierschankkeller, den heutigen „Wurzelkeller”.

Die Schatzkammer

Herzstück des Frenzelhofes ist die Schatzkammer, welche der Familie Frenzel einst als Privatkapelle diente und in ihrem Zustand fast einmalig ist. Der repräsentative Renaissancesaal verfügt über prächtige farbige Holzbalkendecken, ein Aquamanil (Handwaschbecken) und einen Wandschrank, der zur Aufbewahrung besonderen Geschirrs und besonderer Gefäße diente. Die besonders prächtige und festliche Ausstattung des Renaissancesaals weist darauf hin, dass dieser sowohl Wohnraum wie auch Geschäftsraum und Festsaal war.

Die Zentralhalle

Von der Straße gelangt man durch ein prächtiges Portal in die hausbreite und eineinhalb Geschosse hohe Eingangshalle. Die für Görlitzer Handels- und Brauhöfe typische Zentralhalle ist ein hoher Gewölberaum, durch dessen hoch oben angebrachte Fenster Licht in den sonst dunklen mittleren Hausbereich fällt. Diese Halle diente früher der Präsentation und dem Verkauf der im Fernhandel begehrten Waren. Sie war aber auch der Schankraum dieses brauberechtigten Hauses. Von der Halle gelangte man durch eine tonnengewölbte Durchfahrt zum Hof und zu den Braukellern – heute Wurzelkeller. Diese Keller sind in mehreren verschiedenen Ebenen bis zu einer Tiefe von sechs Metern untergebracht. Ebenfalls von der Eingangshalle gelangt man in die zehn Meter hohe Zentralhalle und die Obergeschosse, die heute die Hotelzimmer und den Renaissancesaal beherbergen.

Die Sandsteinfiguren im oberen Lichthof

Die sind heute im ersten Stock der Hotelhalle angebracht, einst standen sie an anderer Stelle. Dargestellt sind Maria mit dem Kind, die Himmelskönigin und Gottesmutter – leider ist ihr Kopf verloren gegangen, doch blieben die Strahlen erhalten - und Johannes der Täufer, der Namenspatron von Hans Frenzel. Die zwei überlebensgroßen Sandsteinfiguren stammen von der spätgotischen Fassade zum Unterhof. Als man deren Giebel in der Barockzeit abgebrochen hatte, verschwanden diese Figuren, wurden als Gartenplastiken verwendet oder mit dem Bauschutt gefüllt und erst bei Restaurierungsarbeiten wieder gefunden. Trotz der Zerstörung ist ihre einstige Qualität zu erahnen – es handelt sich wahrscheinlich um Arbeiten des Görlitzer Steinmetzen und Bildhauers Albrecht Stieglitzer, in dessen Werkstatt auch die Figuren der Görlitzer Annenkapelle geschaffen wurden. Sie gehören zu den schönsten Werken der Bildhauerei in der Oberlausitz um 1500.

Das Deckengemälde in der Zentralhalle

An der Decke wurde bei der letzten Restaurierung ein ehemals an anderer Stelle befindliches barockes Deckengemälde angebracht. Es zeigt Venus, die den schlafenden Adonis entdeckt. Entstanden ist das auf der Leinwand gemälte Ölbild nach einer Kupferstichvorlage um 1700; der Name des Malers ist nicht überliefert. Text: Marius Winzeler, lic. phil, Kunsthistoriker Kulturhistorisches Museum Görlitz

Wie der Frenzelhof zu seinem Namen kam

Der Frenzelhof ist benannt nach Hans Frenzel, einem sehr wohlhabenden Görlitzer Großkaufmann, Biereigner und Grundbesitzer des späten Mittelalters. Er wurde 1463 geboren und diente in seiner Jugend 10 Jahre seinem Onkel, bei dem er sich sein Rüstzeug erwarb. Nach der Heirat mit der Kaufmannstochter Anna Tilicke anno 1493 machte er sich daran, in kurzer Zeit zu einem der angesehensten und einflussreichsten Männer seiner Stadt zu werden. Er ließ unter anderem 1500 den Frenzelhof bauen und außerdem gegen den Willen der Stadtväter von 1508-1512 die ehemalige Kirche St. Anne, welche Sie auf der Steinstraße finden. Zu seinem Besitz zählten des weiteren einige Dörfer um Görlitz, z.B. Friedersdorf, Markersdorf und Königshain. 1526 starb Hans Frenzel, der den Beinamen “der Reiche” trug, als vermögender und geachteter Mann in Görlitz und am 19. Mai 1544 wurde sein Sohn Joachim, welcher die Geschäfte des Vaters weiterführte, von Kaiser Karl V. zu Speyr geadelt.